Archivbestand der Königsberger Diakonie erschlossen

Von Königsberg nach Wetzlar: Diakonie-Archiv öffnet seine Geschichte

Wetzlar. Der ehemalige Leiter des Historischen Archivs der Stadt Wetzlar, Dr. Christoph Franke, hat gemeinsam mit der Königsberger Diakonie den umfangreichen Archivbestand der Diakonie und des Ostpreußischen Provinzialvereins neu erschlossen. Alle Unterlagen wurden geordnet, mit Signaturen versehen und sind nun über das Historische Archiv der Stadt Wetzlar öffentlich zugänglich.

Vorgestellt wurden die Bestände im Haus Charlotte der Königsberger Diakonie. Die Unterlagen befanden sich zuvor in schlechtem Zustand, waren ungeordnet und ausschließlich Mitarbeitenden zugänglich.

Dr. Franke betonte die große Bedeutung des Bestands: „Die Königsberger Diakonie prägte in den 1950er-Jahren das Wetzlarer Stadtbild. Ohne die Diakonissen wäre der Aufbau der städtischen Krankenpflege nicht denkbar gewesen.“ Die Akten enthalten zudem wichtige Hinweise zur Arbeit der Diakonissen in Afrika sowie Kopien aus der Zeit der Diakonie in Königsberg. Damit böten sie wertvolle Einblicke sowohl in die Medizingeschichte Afrikas als auch in die Geschichte der Diakonie insgesamt.

Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) hob die „elementare Bedeutung“ der Diakonie für die jüngere Stadtgeschichte hervor und lobte die langjährige Zusammenarbeit zwischen Archiv und Diakonie. An dem Projekt beteiligt waren unter anderem die frühere Geschäftsführerin Eva Steinmetz, Archivarin Isabell Südwasser, Dr. Franke sowie die Leiterin des Historischen Archivs, Dr. Sabine Schneider.

Auch Christian Uloth, Vorstandsvorsitzender der Königsberger Diakonie, begrüßte die abgeschlossene Archivierung: „Es gibt nur noch zwei Diakonissen. Umso wichtiger ist es, dass ihr Erbe erhalten bleibt und öffentlich zugänglich ist.“ Viele der Unterlagen enthielten „beeindruckende Lebensgeschichten“.

Die Königsberger Diakonie wurde 1850 als Krankenhaus der Barmherzigkeit in Königsberg gegründet. Nach Flucht und Vertreibung begann 1948 ein Neubeginn in Berlin, später in Wetzlar. 1953 stellten die Diakonissen das Pflegepersonal des Städtischen Krankenhauses. Parallel wurde das Kloster Altenberg wieder aufgebaut und 1955 eingeweiht. 1963 entstand mit Haus Königsberg ein Diakonie-Zentrum in Wetzlar.

Die erschlossenen Unterlagen sind im Online-Archivinformationssystem Arcinsys Hessen verzeichnet und können dort recherchiert werden. Sie eignen sich besonders für Forschungen zur Krankenpflege nach 1945, zur Geschichte der Königsberger Diakonie, zur Inneren Mission in Ostpreußen, zu biographischen Studien über Diakonissen sowie zu medizinhistorischen Themen in Afrika.

Einsicht kann im Historischen Archiv der Stadt Wetzlar beantragt werden. Termine im Lesesaal werden per E-Mail an archiv@wetzlar.de vergeben. Da die Unterlagen vorab aus der Diakonie ins Archiv transferiert werden müssen, ist eine Vorlaufzeit von etwa einer Woche erforderlich.

Lothar Rühl

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