Eine Reise in die deutschen Ostgebiete: eine Bürgerfahrt nach Deutsch Eylau / Ilawa in Ostpreußen

Wolfgang Post aus Herborn berichtete bei einem Treffen der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Kreisgruppe Wetzlar, von seiner Reise nach Deutsch Eylau und weiteren historischen Orten im ehemaligen Ostpreußen. Beeindruckende Bilder, geschichtliche Einblicke und persönliche Bezüge prägten den Vortrag.

Wetzlar. Eine Reise in das ehemalige deutsche Ostpreußen hat der Herborner Wolfgang Post (73) bei einem Treffen der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Kreisgruppe Wetzlar, vorgestellt. Post nahm 2023 an der Bürgerfahrt der Stadt Herborn in die Partnerstadt Deutsch Eylau teil. Die Städtepartnerschaft zwischen Herborn und dem heutigen Iława in Polen besteht seit 1998. Posts Vater stammt aus Schlochau in Westpreußen, seine Mutter aus dem Sudetenland – daher war die Reise für ihn auch familiär bedeutsam.

Post zeigte zahlreiche Bilder aus der 32.000 Einwohner zählenden Kreisstadt am Geserichsee. Die Delegation aus Mittelhessen wurde offiziell von der Bürgermeisterin empfangen. Bei einer Stadtführung besuchte Post auch die dortige deutsche Heimatstube, in der das Leben um die Jahrhundertwende dokumentiert wird. Er erklärte, dass Deutsch Eylau im Lauf der Geschichte mal zu Westpreußen und mal zu Ostpreußen gehörte. Heute ist die Stadt Teil der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Übernachtet wurde im historischen „Stary Tartak“, dem früheren Dampfsägewerk Franz Schlobach, das heute als Viersternehotel genutzt wird.

Ein Höhepunkt der Reise war die Fahrt auf dem Oberländischen Kanal – ein einzigartiges technisches Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert. Der Kanal verbindet Wasser- und Schienenwege, auf denen sogenannte Rollschiffe fünf Höhenunterschiede überwinden. Er wurde von 1844 bis 1881 erbaut und galt als technische Meisterleistung seiner Zeit. Ursprünglich diente er dem Transport großer Holz- und Agrargüter; seit den 1930er-Jahren wird er vor allem touristisch genutzt. Der 130 Kilometer lange Kanal verbindet mehrere ostpreußische Seen bis nach Elbing am Frischen Haff, das über die Frische Nehrung mit der Ostsee verbunden ist.

Auch die Herborner Delegation fuhr auf einem Rollschiff in Richtung Ostsee. In Elbing, das im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört wurde, besuchte Post das dortige Heimatmuseum, das viele Zeugnisse deutschen Lebens bewahrt. Weitere Reiseziele waren die Marienburg bei Danzig – die größte Backsteinburg der Welt – sowie das barocke Schloss Finckenstein im ehemaligen Landkreis Rosenberg/Westpreußen, heute eine eindrucksvolle Ruine. Napoleon Bonaparte nutzte das Schloss 1807 als Hauptquartier im vierten Koalitionskrieg.

Im Programm standen zudem der Besuch der Kathedrale von Danzig-Oliwa mit einem Orgelkonzert und ein Rundgang durch die Danziger Innenstadt, darunter die Langgasse mit ihren Patrizierhäusern und die gotische Marienkirche. Auch die Weichsel kreuzte den Weg der Reisenden mehrfach.

Zum Abschluss führte die Reise zurück nach Deutsch Eylau, wo die Gruppe die Gesellschaft der deutschen Minderheit besuchte. Auf Hin- und Rückfahrt machte die Delegation Station in Posen, einer Stadt mit über 540.000 Einwohnern.

Für Wolfgang Post soll dies nicht die letzte Reise in historische deutsche Siedlungsgebiete gewesen sein.

Kuno Kutz, Vorsitzender der Kreisgruppe Wetzlar der Landsmannschaft, dankte Post für seinen lebendigen Vortrag. Weil das Treffen im Oktober stattfand, verband Kutz es mit dem Erntedankfest. „An Erntedank entdecken wir neu: Wachstum und Gedeihen stehen in Gottes Hand“, sagte er.

Zum Schluss wies Kutz auf das nächste Treffen der Kreisgruppe hin:
Dienstag, 18. November, 11.15 Uhr, Gaststätte Taverna Bodenfeld (Bodenfeld 1), Wetzlar.
Dort wird Wolfgang Warnat zum Thema „Königsberg – gestern und heute“ referieren.

Lothar Rühl

Inhaltspezifische Aktionen