Königsberg gestern und heute – Vortrag von Wolfgang Warnat bei der LOW Kreisgruppe Wetzlar

Beim Monatstreffen der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen berichtete Wolfgang Warnat in Wetzlar über die Geschichte Königsbergs – von der Ordenszeit über die Zerstörung 1945 bis zur Gegenwart als Kaliningrad. Persönliche Erinnerungen machten seinen Vortrag besonders eindrucksvoll.

Wetzlar. Die Stadt Königsberg hätte in den 1990er-Jahren möglicherweise wieder an Deutschland zurückkehren können. Darauf wies der ehemalige Lehrer Wolfgang Warnat beim Monatstreffen der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Kreisgruppe Wetzlar, hin. Warnat berichtete, dass der im Juli verstorbene CDU-Landespolitiker Dr. Christean Wagner ihm im persönlichen Gespräch erzählt habe, der damalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow habe im Zuge der Wiedervereinigung vorgeschlagen, den nördlichen Teil Ostpreußens zurückzukaufen. Dieser Vorstoß sei jedoch bei deutschen Politikern auf kein Interesse gestoßen.

Warnat, der selbst aus Ostpreußen stammt, gab anschließend einen Überblick über die Stadtgeschichte von Königsberg bis zur Gegenwart. Er erinnerte an die Gründung im Jahr 1255 durch den Deutschen Orden, der zunächst eine Holzburg an der Pregelmündung errichtete. Die Prußen, die in diesem Gebiet siedelten, zerstörten die Befestigung. 1257 entstand an gleicher Stelle eine steinerne Burg. Bereits 1286 erhielt Königsberg die Stadtrechte. Über die Jahrhunderte entwickelte sich die Stadt zu drei Teilen: Altstadt, Löbenicht und Neustadt. 1724 wurden diese unter König Friedrich Wilhelm I., dem „Soldatenkönig“, zu einer Stadt vereinigt.

Von 1724 bis 1804 lebte und lehrte der Philosoph Immanuel Kant in Königsberg. Trotz zahlreicher Rufe an andere Universitäten blieb er seiner Heimatstadt treu. 1757 besetzte Zarin Elisabeth die Stadt; ihr Heer zog sich jedoch nach ihrem Tod 1762 wieder zurück.

Warnat erinnerte auch daran, dass Königsberg einst sieben Brücken über den Pregel hatte – ein Motiv, das später zum populären Liedtitel „Über sieben Brücken musst du gehen“ wurde, gesungen unter anderem von Peter Maffay. Bei den Volksabstimmungen in Ost- und Westpreußen im Jahr 1920 votierte die Bevölkerung dafür, deutsch zu bleiben. Bis 1945 war Königsberg Hauptstadt der preußischen Provinz Ostpreußen.

„Ich wurde 1939 in Königsberg geboren“, berichtete Warnat. Sein Vater war als Soldat im Krieg, erhielt jedoch zur Taufe Heimaturlaub. Die Mutter musste in der Bombenzeit drei Jungen durchbringen. 1944 trafen britische Bomben die Stadt schwer. Die Flucht der Familie führte über Bautzen und Dresden nach Eschwege in Hessen. Warnat war damals viereinhalb Jahre alt.

Am 6. April 1945 begann die Rote Armee ihren Großangriff auf Königsberg. Bereits am 12. April wurde die Kapitulation unterzeichnet. Zu dieser Zeit lebten noch etwa 76.000 Deutsche in der Stadt. Zwei Jahre später waren es nur noch rund 100.000 – Warnat erinnerte daran, dass viele Menschen in Viehwaggons in den Westen transportiert wurden. Nach der Vertreibung erhielt Königsberg den Namen Kaliningrad. Heute leben dort nur noch etwa 0,4 Prozent Deutsche. Seit 2003 hat Warnat seine Heimat drei Mal besucht.

Kuno Kutz, Vorsitzender der Kreisgruppe, dankte Warnat für seinen lebendigen Vortrag. Zugleich lud er zum nächsten Treffen ein:
Dienstag, 20. Januar, 11.15 Uhr, Gaststätte Taverna Bodenfeld in Wetzlar (Bodenfeld 1).
Referent wird Frank Brauer (Wetzlar) sein mit dem Thema: „Auf den Spuren meiner Großeltern – Eine Reise nach Ostpreußen im Juni 1992“. Der Eintritt ist frei.

Lothar Rühl

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