Landeskulturtagung in Wetzlar: Erinnerung an die alte Heimat der Vertriebenen wachhalten

Die LOW-Landeskulturtagung in Wetzlar würdigte mit bewegenden Zeitzeugenberichten und vielfältigen Vorträgen die Erinnerung an die ostdeutschen Heimatgebiete.

Wetzlar. Vor 44 Teilnehmern betonte Landesvorsitzender Gerd-Helmut Schäfer bei der Landeskulturtagung der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen (LOW) in der Wetzlarer Stadthalle: „Wir wollen die Erinnerung an Flucht und Vertreibung sowie an die Heimat unserer Vorfahren wachhalten." Die Landsmannschaft versteht sich als Brückenbauer zu den Menschen in den ehemaligen Ostgebieten und bewahrt die Kultur aus Ost- und Westpreußen, Pommern, dem Sudetenland und Schlesien vor dem Vergessen.

Ein Höhepunkt war die Verleihung der Silbernen Ehrennadel des Bundes der Vertriebenen an den 90-jährigen Gerhard Schröder aus Mühltal. Die Auszeichnung würdigt sein über 25-jähriges Engagement im LOW-Landesvorstand und als Vorsitzender der Kreisgruppe Darmstadt-Dieburg.

In seinem bewegenden Vortrag „Überlebt im Nachkriegschaos von Königsberg" schilderte Schröder seine Geschichte als eines von 20.000 Waisenkindern in Ostpreußen. Nach dem Tod seiner Mutter wurde er 1947 in einem Güterwagen nach Mecklenburg verschickt. Über den Kindersuchdienst des Senders RIAS Berlin fand ihn eine Tante. „Obwohl ich so viel Schreckliches erleiden musste, fahre ich noch immer gerne dorthin", berichtete Schröder. 2010 errichtete er mit Frau Neumann einen Gedenkstein in Königsberg für die über 20.000 Waisenkinder, die diese Zeit nicht überlebten.

Jörn Pekrul aus Berlin nahm die Teilnehmer mit auf eine Reise entlang der ehemaligen Reichsstraße 1 von Aachen bis Eydtkunen im ehemaligen Ostpreußen. Mit Zitaten, Gedichten und Lichtbildern verband er Persönlichkeiten wie Heinrich Heine, Marlene Dietrich und E.T.A. Hoffmann.

Weitere Vorträge widmeten sich Ferdinand Schichau, dem Gründer der Schichau-Werft, und Nikolaus Kopernikus, der das Weltbild revolutionierte. Dr. Kristian Hahn berichtete über Familiengeschichten aus Tilsit und verteilte zum Abschluss mit Helfern in ostpreußischer Tracht Königsberger Marzipan.

Landesvorsitzender Schäfer dankte dem Landesschatzmeister Kuno Kutz für die Organisation und gratulierte ihm zum kürzlich verliehenen Ehrenbrief des Landes Hessen.

Lothar Rühl

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