Wenig beachtet in deutschen Medien: 500 Jahre Herzogtum Preußen

Wie in Polen und Deutschland 2025 an die „Krakauer / Preußische Huldigung“ erinnert wird – und warum dieses Datum für die Nachkommen aus Ost- und Westpreußen wichtig bleibt.

Ein historischer Einschnitt: 1525–2025

Am 10. April 1525 kniete der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg-Ansbach, auf dem Marktplatz von Krakau vor dem polnischen König Sigismund I. dem Alten. Mit dieser sogenannten Krakauer oder Preußischen Huldigung endete der Ordensstaat, und es entstand das weltliche Herzogtum Preußen als Lehen der polnischen Krone. Gleichzeitig wurde in Preußen die Reformation eingeführt – das Land entwickelte sich zu einem der ersten protestantischen Territorialstaaten Europas.

Jan Matejko: „Hołd pruski“ (Die Preußische Huldigung), 1879–1882. Nationalmuseum Krakau. Bild: Wikimedia Commons / Public Domain.

Für viele Familien mit Wurzeln in Ost- und Westpreußen markiert dieses Datum den Beginn einer langen und wechselvollen Geschichte: vom Ordensstaat über das Herzogtum und das spätere Königreich Preußen bis hin zu Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg.

Deutsche Perspektiven 2025: Forschung und Erinnerung

In Deutschland wurde das 500-jährige Jubiläum mit mehreren Ausstellungen und Fachveranstaltungen begangen. Das Kulturzentrum Ostpreußen im Deutschordensschloss Ellingen zeigt seit 11. Oktober 2025 die Sonderausstellung „Ein Akt der Unterwerfung? 500 Jahre Herzogtum Preußen“. Dort werden die Vorgeschichte des Vertrags von Krakau, die Huldigung und ihre politischen wie religiösen Folgen bis in die Neuzeit beleuchtet.

Das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin präsentiert im Rahmen von „Preußen 500“ zentrale Urkunden zur Belehnung Albrechts und zur inneren Neuordnung des Herzogtums. Eine Vortragsreihe an der Universität Potsdam („Im Osten viel Neues! Preussen 1525 – vom Ordensstaat ins Herzogtum“) ergänzt die historischen und kirchengeschichtlichen Perspektiven.

Polnische Perspektiven: „Hołd pruski“ als Symbol

In Polen steht die Huldigung von 1525 vor allem als „Hołd pruski“ im Zentrum. Mehrere große Konferenzen und Ausstellungen in Krakau, Malbork und Olsztyn beschäftigten sich 2025 mit der Vorgeschichte, den Umständen und den Folgen dieser Lehnshuldigung. Während die Huldigung einerseits als Ausdruck der Stärke des damaligen Königreichs Polen-Litauen gilt, wird zugleich diskutiert, ob mit dem neuen Herzogtum Preußen nicht auch der Ausgangspunkt späterer Konflikte geschaffen wurde.

Galerie der polnischen Kunst des 19. Jahrhunderts in den Sukiennice, Krakau, mit Jan Matejkos „Hołd pruski“. Foto: Kgbo, CC BY-SA 4.0 / Public Domain, via Wikimedia Commons.

Eine besondere Rolle spielt das monumentale Gemälde „Hołd pruski“ von Jan Matejko im Nationalmuseum Krakau. Es zeigt Albrecht von Brandenburg-Ansbach kniend vor König Sigismund I. auf dem Hauptmarkt. Matejko stellt die Szene als Triumph Polens dar, deutet aber zugleich durch Gestik und Details an, dass dieser Sieg nicht dauerhaft war.

Reformation und Konfession: Preußen als früher protestantischer Staat

Mit der Umwandlung des Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum verband sich auch der Schritt zur Reformation. Das Herzogtum Preußen wurde zu einem der ersten Territorien, in denen die lutherische Lehre offiziell eingeführt wurde.

Gemeinsame Geschichte – geteilte Verantwortung für Erinnerung

Die Initiativen in Deutschland und Polen zum Jubiläum „500 Jahre Herzogtum Preußen“ machen deutlich, dass die Geschichte Preußens weder nur deutsch noch nur polnisch ist, sondern eine gemeinsame europäische Geschichte. Aus Sicht der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen ist dieses Jubiläum ein Anlass, die eigene Herkunft aus Ost- und Westpreußen historisch bewusster zu verorten und die Erfahrungen von Flucht und Vertreibung nach 1945 in einem größeren Zusammenhang zu sehen.

Gerade für Kinder, Enkelkinder und andere jüngere Angehörige bietet das Jubiläum die Chance, über Ausstellungen, Vorträge und Bildzeugnisse mehr über die Heimat ihrer Vorfahren zu erfahren – und besser zu verstehen, warum der Verlust dieser Heimat so schmerzhaft war und bis heute nachwirkt.

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