Litauischer Gedenktag für Wolfskinder

Festakt in Pogegen zur Einführung des Gedenktages am 14. September. Ein Bericht von Dr. Christopher Spatz (Bremen)

Das litauische Parlament hat im Juni 2024 den 14. September zu einem nationalen Gedenktag erklärt, an dem der ostpreußischen Wolfskinder gedacht wird. Erstmalig wurde der Gedenktag im Memelland begangen.

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Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Zehntausende deutsche Mädchen und Jungen aus dem nördlichen Ostpreußen vor dem drohenden Hungertod nach Litauen geflohen. Viele litauische Familien nahmen ein deutsches Bettelkind bei sich auf. Die Betroffenen fanden sich 1991 nach der litauischen Unabhängigkeit im Wolfskinderverein Edelweiß zusammen. Ein Denkmal, welches an ihre Schicksale erinnert, entstand bereits 1992 in Mikiten. Es befindet sich neben der T-Kreuzung, an der die Straße nach Pogegen von der Verbindung Tilsit-Tauroggen abzweigt.

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An diesem Wolfskinder-Mahnmal versammelten sich am 14. September 2024 rund 400 Personen. Die Festrede auf die Wolfskinder hielt der stellvertretende deutsche Botschafter Rüdiger Zettel. Anwesend waren der ehemalige Bundestagsabgeordnete und litauische Honorarkonsul für Baden-Württemberg, Wolfgang Freiherr von Stetten, sowie der Kommandeur der in Litauen stationierten Bundeswehr-Brigade, Oberst Christian von Blumröder. Auch einige der letzten 23 Edelweiß-Wolfskinder waren zu der Veranstaltung angereist, zumeist in Begleitung ihrer Angehörigen.

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Der Gedenktag für die Wolfskinder geht zum einen auf die Initiative der litauischen Doktorandin Rūta Matimaitytė zurück. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Rūta Matimaitytė mit dem Thema, ihre Tante ist selbst ein Wolfskind. Zum anderen ist der Gedenktag das Ergebnis eines dynamischen Wandels der deutsch-litauischen Erinnerungskultur. Waren die Schicksale der ostpreußischen Wolfskinder über Jahrzehnte völlig vergessen, werden sie nun zunehmend bekannter und zum Bestandteil eines Grenzen überwindenden Gedenkens. Im Memelland gibt es inzwischen eine Reihe weiterer Denkmäler, die an die Geschichte der deutschen Bettelkinder und ihrer litauischen Lebensretter erinnern, etwa in Übermemel und in Groß Schlaszen bei Heydekrug.

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Wer an die Wolfskinder spenden möchte, kann dies tun mithilfe der Stauder-Stiftung (IBAN: DE14 6005 0101 0005 4314 16) https://www.wolfskinder-stauder-stiftung.de/ oder der Landsmannschaft Ostpreußen, Bruderhilfe e.V., Verwendungszweck: Wolfskinder (IBAN: DE03 2004 0000 0630 2871 00) https://ostpreussen.de/lo/spenden/bruderhilfe.html

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