Bericht vom Monatstreffen im April 2022

Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Kreisverband Wiesbaden e.V.

Wiesbaden, 15. Mai 2022

Die größtenteils entfallenen Corona-Schutzmaßnahmen geben Spielraum, wieder zu den gewohnten Monatstreffen einzuladen. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Zwangspause erlebten die Landsleute und Freunde der Landsmannschaft einen Heimat-Nachmittag, bei dem Nachdenkliches und Lustiges sowie aktuelle Informationen aus dem Königsberger Gebiet auf dem Programm standen.

„Mit dem 24. Februar 2022 hat die Weltgeschichte ein neues Datum bekommen“, sagte Vorsitzender Dieter Schetat bei der Begrüßung der Gäste. Im Blick auf das Geschehen in der Ukraine erinnere er an das Traktat von Immanuel Kant „Zum ewigen Frieden“ - Erstveröffentlichung im Jahre 1795 - und zitierte aus dessen Schrift: „Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines anderen Staates gewalttätig einmischen“ und „Es gibt kein Recht, ein Staatswesen durch Anwendung von Gewalt umzuwälzen, am wenigsten mit Mord und Blutvergießen.“ Manche dieser Gedanken des Königsberger Philosophen haben später auch Eingang in die „Charta der Vereinten Nationen“ gefunden. Landsleute erzählen, dass die Kriegsbilder im Fernsehen sie oftmals an ihr eigenes Schicksal von vor rund 80 Jahren erinnern.

Der Ukraine-Konflikt verändert auch das Leben im Königsberger Gebiet. Das spüren die Bewohner hauptsächlich im Bereich der Nahrungsmittel, Kleidung und Medikamente, die knapper und teurer geworden sind. Auch die Wirtschaft leidet, auch weil westliche Unternehmen vermehrt das Gebiet verlassen und Reedereien ihre Transporte aussetzen. Touristische Reisen in das Königsberger Gebiet sind derzeit nicht möglich.

Mit Bildern von früheren Reisen nach Ostpreußen und mit Landkarten zeigte der Vorsitzende, welche militärisch-strategische Bedeutung die Region Kaliningrad für Russland hat, denn der russische Stützpunkt liegt mitten im Nato-Gebiet. Im Gebäude der früheren Königsberger Oberpostdirektion befindet sich das Hauptquartier (Kommando) des Stabes der Baltischen Flotte und in Pillau/Baltijsk sind Marineeinheiten und Kriegsschiffe stationiert.

Von der Heimreise in seine angestammte Heimat, die er durch die Kriegsereignisse mit zwölf Jahren verlassen musste, erzählte Landsmann Georg Schneidereit. Neun Monate war er auf der Flucht. Das Wohnhaus in seinem Geburtsort Herdenau in der Elchniederung stand nicht mehr; nur noch zwei Stallungen waren vom einstigen Gutshof übrig geblieben. Von der herzlichen Begrüßung durch die junge Lehrerin Natascha war er sehr angetan. Sie sprach gut deutsch und war sehr an die Zeit vor dem Krieg in dieser Region interessiert. Um den ostpreußischen Besucher bei seinen Erkundungen zu begleiten, hatte sich Natascha eigens schulfrei genommen. Rührende und bewegende Augenblicke empfand Schneidereit, als er die verbliebenen Stallungen betrat und wieder Kindheitserinnerungen aufkamen.

Im heiteren Teil des Nachmittags erfreuten Helga Kukwa und Ilse Klausen die Besucher mit spaßigen Geschichten und Geschichten, die mit dankbarem Beifall bedacht wurden.

Dieter Schetat

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